Wenn ich durch das Städtchen spaziere, in dem ich aufgewachsen bin, ploppen überall Erinnerungen auf.
Da, in diesem Lampenshop gab es früher alle möglichen CDs. Musik-CDs natürlich. Und wenn sie was nicht da hatten, bestellten sie es und ein paar Tage später lag es für mich bereit.
An der Ecke dort vorne, da wo jetzt das Brillengeschäft ist, konnten wir für die Handarbeit einkaufen gehen. Was habe ich da alles an Stoff gekauft. Der blaue Batikstoff für meine selbstgenähten Jeans zum Beispiel. Ich hab sie geliebt! Oder das graue „Fell“ für den eigenen Hut. Den hab ich wohl nie angezogen ?
Oh, die Bibliothek ist immer noch am gleichen Ort, wie damals. 199x nahmen sie neu DVD in ihr Sortiment auf und ich war die erste Person, welche einen Film auf Scheibe ausleihen konnte. Das war sogar ein kleiner Bericht in der lokalen Zeitung Wert, inklusive Foto von mir.
Ach ja, das Restaurant Schmiedstube gibt’s auch heute noch. Als ich etwa in der dritten Klasse war, feierte ich in der Kirche Erstkommunion und anschliessend assen wir hier zu Mittag. Als Geschenk von meinem „Götti“ bekam ich „eine Million“ aus zehner Noten 🙂
Die reformierte Kirche, ein Stück weit zurück von diesem Restaurant, erinnert mich an die Beerdigung meines Lehrers der 4. Klasse. Er war erst etwa 36 Jahre alt und wurde von allen Schülern geliebt.
Die Volg-Filiale, etwas ausserhalb des Stadtkerns – ich weiss nicht, ob es die noch gibt – erinnert mich an eine „Wanderung“ mit eben diesem Lehrer. Wir wanderten von Greifensee der Glatt entlang bis nach Hause und im Volg gab es nach x Stunden endlich das wohlverdiente Glace.

Klassenlagerhaus von 1996 – mit dem tollsten Lehrer überhaupt
Vis-à-vis vom heutigen Alterszentrum – früher war da eine alte Scheune in der wir Parties feierten und erste Flaschenspiele spielten – findet sich auch heute noch ein Parkplatz. 1996 fand das „Büli-Fäscht“ statt und auf diesem Platz stand ein Riesenrad. Mit meiner Clique drehte ich damals ein paar Runden und ganz zuoberst grüssten wir unseren verstorbenen Lehrer.
Erinnerungen sind was Tolles, auch wenn sie manchmal Traurigkeit mit sich bringen. Was ploppt bei dir auf, wenn du durch deine frühere Wohngegend spazierst oder durch sonst einen Ort, mit dem du Erinnerungen verbindest?
Wenn ich durch meine alte Heimat Waldshut spaziere, sehe ich mich noch heute in das schmale Stadt-Bächlein fallen, aus dem mich meine Mutter als kleines Mädel herausfischen und mich anschliessend im nächsten Geschäft komplett neu einkleiden musste. 🙂
Und wenn ich das Kindergeschrei auf dem Hof der Grundschule höre, schmecke ich die feine Milch, die der alte Hausmeister dort täglich an die hungrigen und durstigen Winzlinge wie mich verteilte.
Leider weht immer auch ein Hauch Traurigkeit über die Seltenbach-Brücke, über die man in den Stadtkern gelangt. Denn dort sprang, viel später, die Freundin meines Bruders in den Tod. An den Tag, wo dort die Gedenkskerzen flackerten, erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen.
Es ist faszinierend, wie viele Gefühle mit einem Ort verbunden sind, an dem man viel Zeit verbracht hat. Aber es gibt mir immer wieder ein beruhigendes Gefühl, dass ich mit ihm untrennbar verbunden bin.