Ende April bin ich nicht das erste Mal alleine verreist und doch war es anders als die Male zuvor. Ich bin schon mehrfach alleine in den Sprachaufenthalt geflogen. Ich hab schon Solo-Städtetrips nach Berlin und Amsterdam gemacht und ich war letztes Jahr alleine eine ganze Woche im Engadin. Was war diesmal also anders? Vor allem die Dauer von 10 Tagen, aber auch die Umgebung. Ein Land, das ich selber noch nicht kannte und eine Sprache, die ich absolut nicht beherrsche. Trotz meinen grossen Ängsten einen Tag vor dem Abflug, kam es natürlich anders als befürchtet.
Die altbekannte Panik vor der Abreise
Am Sonntagabend stand mein Flug via Dubai nach Denpasar auf Bali im Kalender. An diesem Wochenende habe ich mir extra nichts mehr vorgenommen. Nach dem Programm der Tage zuvor wollte ich Zeit haben, die letzten Dinge einzukaufen und etwas herunterzufahren. Und dann? Dann packte mich am Samstagmittag die Panik.
- Warum fliege ich so weit?
- Warum alleine?
- Warum 10 Tage?
- Warum in ein Land, wo ich die Sprache nicht spreche?
Eine gute Freundin, welche mein Jammern und meine Sorgen anhören musste, gab mir aber einen guten Hinweis. „Hey, schau mal. Jetzt fliegst du mal dahin und schaust es dir an. Wenn’s dir nach 3-4 Tagen wirklich überhaupt nicht gefällt, kannst du immer noch umbuchen und nach Hause fliegen. Du hast diese Möglichkeit!“ Nein, ich sah dies nicht ernsthaft als Option – auch weil wohl einige Menschen „neidisch“ auf mich sind, dass ich 10 Tage nach Bali reisen kann – aber es beruhigte mich dennoch. Wenn Bali wirklich nichts für mich ist, kann ich wieder nach Hause.
10 Tage an einem Ort
Während der 17stündigen Reise nach Bali, fühlte ich mich zwar unwohl – dieses Komfortzone-verlassen heisst nicht umsonst so – aber ich sagte mir:
Jetzt, in dem Moment, kannst du nichts ändern und nur sein. Geniesse den Moment und sei offen für das Abenteuer „alleine in Sanur“.
Sanur ist ein Dorf, nicht weit vom Flughafen Denpasar entfernt, im Süden der Insel Bali. Hier hatte ich mir ein hübsches Zimmer in einem Hotel gebucht. Ich hatte keine Lust, alle zwei Tage meine Habseligkeiten zu packen und weiter zu ziehen. Ich wollte meine „Homebase“. Das gab mir Sicherheit.
Meine Ausflüge
Was mache ich jetzt während diesen 10 Tagen? Ich hatte mir vorab ein paar Dinge angeschaut, aber abgesehen von der Massage am ersten Tag, noch nichts gebucht. Ich wollte mich erst akklimatisieren und dann spontan entscheiden, worauf ich Lust habe. Von meinen ersten Stunden auf Bali habe ich ja bereits berichtet und auch von meinem ersten Ausflug nach Ubud schrieb ich einen Artikel. Gede, mein Fahrer, brachte mich an einem weiteren Tag noch in die Gegend von Uluwatu und gegen Ende meiner Ferien wanderte ich in den frühen Morgenstunden zusammen mit Michael und Marina auf den Mount Batur (mehr auf ihrem Blog). Das sind also drei Ausflüge während den zehn Tagen auf Bali. „Das ist alles was du gemacht hast?“ fragst du dich nun vielleicht. Ja, das waren alle meine Ausflüge.
10 Tage alleine tun und lassen können, was ich will
Die restliche Zeit verbrachte ich dann wirklich mit mir alleine. Kein Fahrer, keine Freunde, die ich spontan traf, keine neuen Bekanntschaften. Einfach nur ich. Ja, ich hab es genossen, tun oder eben lassen zu können, was ich will. Ich konnte den Tag von früh bis spät alleine gestalten. Ich war oft um 7 Uhr die erste am und im Pool im fünften Stock. Ich schlief, wenn ich müde war. Ich ass, wenn ich Hunger – oder Gluscht 🙂 – hatte. Ich las insgesamt drei Bücher und schaute auch einige Folgen der Serie „The good wife“ auf Netflix. „Aber dafür musst du doch nicht nach Bali reisen!“, denkst du nun? Ja, da hast du Recht, aber ich hatte die Zeit und Lust dazu. Ein Privileg, ich weiss. Die sommerlichen Temperaturen, die neue Umgebung, das leckere Essen und die herzlichen Menschen gaben mir eine Auszeit vom Alltag, eine neue Sicht aufs Leben und Zeit für mich.
5 Gründe für deine Solo-Reise
Warum also, lohnt es sich, alleine zu verreisen?
- Du kannst jederzeit entscheiden, was du tun oder lassen willst.
- Du lernst dich selber besser kennen.
- Du lernst, deine Gesellschaft zu geniessen.
- Du kannst nach deinem Rhythmus leben.
- Du machst einen Schritt aus deiner Komfortzone und das tut immer gut.
Meiner Meinung nach, sollte jeder und jede mal alleine Reisen. Es muss nicht monatelang sein. Auch keine 10 Tage. Es genügt schon ein kurzer Städtetrip. Probier’s aus. Vielleicht gefällt’s dir ja. Und wenn nicht? Dann weisst du trotzdem mehr als vorher.
Und was sind deine Erfahrungen?
- Bist du schon mal alleine verreist?
- Wenn ja: Was hast du dabei gelernt? Wo warst du und wie lange?
- Wenn nein: Warum nicht?
Ich freue mich, von deinen Erfahrungen zu lesen.
Viele meiner Reisen in den letzten Jahren habe ich alleine gemacht. Und wenn nicht war ich hin und wieder froh mich alleine zurückziehen zu können.
Das alleine Reisen hat definitiv so seine Vorteile, wie spontan umentscheiden wo das Abendessen stattfindet, wann und wohin der Ausflug geht, etc.
Man kann sich für Gespräche oder Ausflüge mit anderen Gästen entscheiden oder nicht ohne auf weitere Mitreisende zu achten.
Trotzdem gibt es immer wieder Momente wo jemand dabeihaben wunderschön wäre.
Danke für deinen Kommentar. Das mit dem Zurückziehen und auch die Momente, wo man gerne jemand an seiner Seite hat, kenn ich auch sehr gut.
Spannende Erfahrung, die sich auch weitestgehend mit meiner decken. Ich bin in den letzten 1,5 Jahren 2x alleine verreist. Beim ersten mal einfach einen 2-tägigen Städtetrip nach Hamburg. Ich habe es sehr genossen all die Freiheiten zu geniessen, die man ansonsten nicht hat. Meist ist man Abends dann eh so müde, dass man relativ früh schlafen geht.
Bei der 2. Reise habe ich mich etwas länger weg gewagt, nämlich 1 ganze Woche in die USA. Primär weil ich mich dort sehr wohl fühle und diese „Auszeit“ vom Alltag sehr geniesse. Auch dort sind mir als allein reisender vor allem die Freiheiten wieder zu gute gekommen. Gerade wenn es um Sehenswürdigkeiten geht, die vielleicht einen potenziellen Reisepartner nicht interessieren, hat man so genügend Zeit sich diese zu gönnen.
Die negativen Sachen hielten sich in Grenzen. Mir fällt/fiel es schwer alleine in ein Restaurant zu gehen. Dann doch lieber den Fastfood oder die Imbissbude um die Ecke. Auch Abend wäre es manchmal schön das erlebte zu teilen.
Ich muss dazu sagen, dass ich Zeit für mich alleine sehr gut geniessen kann. Ja, ich brauche es sogar. Für länger als 1 Woche könnte ich es mir jedoch schwer vorstellen alleine zu verreisen, zumal ich jetzt auch nicht der kommunikativste Typ bin der an jeder Ecke neue Freunde findet. 😉
Vielen Dank, Dominik, für deine Erfahrungswerte! Find das immer wieder spannend, wie andere das alleine unterwegs sein erleben. Das mit dem alleine ins Restaurant gehen habe ich mir angewöhnt. Auch mir selber, mir alleine, will ich gutes, frisches, leckeres und gesundes Essen können. Meistens ist dann mein Kindle mein Begleiter 😀 Was hält dich davon ab?
Ich bin übrigens auch gar nicht die Extrovertierte, welche einfach und überall andere Leute kennenlernt. 😉
Hallo Rahel
Toller Bericht von deinen Erfahrungen so allein zu Reisen. Als ich 18 Jahre jung? war, hatte ich mir eine Woche auf Menorca gegönnt und das ganz alleine. Nun ja, so gesehen, sicher keine grosse Reise. Für mich war das aber eine der tollsten Erfahrung überhaupt. Die Fragen wie: Was mache ich nun alleine? Komme ich alleine klar ohne die Sprache zu beherrschen? So alleine ohne Eltern? Das behütete zuhause zu verlassen? Ohne kommunikation nachhause, schliesslich gab es noch keine Handys. Fazit – Ich würde dies sofort wieder tun.? Ich habe rasch gelernt eigenverantwortlich zu Leben und zu Entscheiden.☺
Liebe Sandra
Vielen Dank, dass auch du deine Erfahrung mit uns teilst 🙂 Toll, hast du den Schritt damals auch gewagt!